Eigentlich begann alles ganz harmlos: Ich hatte im Jahr 1978 ein Kinderfest für unsere Kirchengemeinde orga nisiert und während der Vorbereitungen erklärt, dass ich für das Fest einen Leierkasten anmieten und spie len würde. Ich mietete also einen bei einem berliner Drehorgelverleih an. Bevor das eigentliche Kinderfest begann spielte ich „probehalber" auf dem Hof der Wohnanlage meiner Eltern. Nach einer Stunde Spielzeit hatte ich erstaunlicher Wei se ca. 50 Mark in der Tasche. Wie sich später heraus stellte aber zum größten Teil von den Nachbarn meiner Eltern, die mich alle gut kannten. Aber auch das Drehorgelspiel während des Kinderfes tes war ein großer Erfolg für die Kasse des Gemein dekindergartens gewesen, so dass ich bei der Orgel rückgabe begeistert dem Verleiher erklärte, dass ich so ein „Ding" haben wolle. „Kein Problem/' sagte er „so für 10.000 Mark!" Damit waren aber meine Träume von einer Drehorgel sogleich geplatzt. (Zum Vergleich: mein d amals gerade neu gekaufter Opel-Rekord hatte 14.000 Mark gekostet.) Seitdem ließ bei mir der Wunsch eine Drehorgel zu besitzen nicht nach. Und als ich für ein Be - triebsfest nochmals eine Orgel auslieh, schaute ich mir (und der der Verleiher, der nun selige Kurt Niemuth, wird mir sicherlich verzeihen) mit Hilfe eines Schraubenziehers die Technik hinter dem Gehäuse näher an. Es war eine 26er Walzenorgel (Baum, Hamburg) und ich schätzte das Innere als „solide Tischlerarbeit" ein. Da mein Lehrberuf „Mechaniker" gewesen war, traute ich es mir zu, ein solches Spielwerk nachzubauen. So habe ich dann gleich die mir am wichtigsten erscheinenden Teile vermessen, das Ganze wieder zusammengeschraubt und es wieder zurückgebracht. Das Wissen über mir verborgen gebliebene Bauteile ergänzte ich aus Büchern, in der Hauptsache dem von Ignatz Bruder. Ein Jahr später begann ich mit dem konkreten Drehorgelbau. Eine erste Pfeife wurde aus Leisten angefertigt. Und die „piepste" wirklich und ließ sich sogar stimmen! Derart beflügelt fertigte ich dann ein Doppelbalg-System, eine 26er Claves- Leiste und die weiteren Bauteile an. Den Kurbeltrieb mit den Exzentern und dem Schneckenrad jedoch ließ ich in einer Fachwerkstatt anfertigen. Ebenso die Walzenachse, das Zahnrad und den Walzenköper aus Lindenholz. Nach einem Jahr Hobbyarbeit hatte ich alle Baugruppen fertig in ein Gehäuse montiert und begann mit dem Bestiften der Walze. Es war ein erhebendes Gefühl als die ersten Takte: „Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft., (pffft)" erklangen, denn vorher bei den Einzelteilen war es längst noch nicht erwiesen, dass alles, einmal zusammengebaut, wirklich funktionieren würde.
Wie ich zu meinem Drehorgelhobby kam....
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