Meine Einnahmen erhielt ich überwiegend von den Gästen auf den Boulevardstühlen der Cafes und Restaurants. Das waren die Leute mit Zeit und Muße und guter Laune. Leute, die das schöne Wetter genießen können und spendabel sind. In den Wohnsiedlungen Zuhause erlebe ich es ja auch immer wieder: wenn die Menschen innehalten und für einen kurzen Augenblick ihren ganz persönlichen „Zwischenraum“ erleben. Nach einer Stunde Spielzeit war die Orgel wieder verstaut und die Einnahmen gezählt. 5,20 waren zwar kein Spitzenergebnis, aber wenn ich es komplex betrachte, war es doch schon immer so: wenn die Kasse am Anfang gut lief, dann wurde es gegen Ende immer enttäuschender. Und dagegen: wenn ich zunächst enttäuscht war, so war dann überraschenderweise das Endergebnis unter dem Strich oftmals ganz passabel. Und das hier war ja erst der Anfang...... Weiter ging es auf der A2 Richtung Wuppertal. Ich näherte mich langsam dem dichtbesiedelten Ruhrgebiet und trällerte während der klimatisierten Autofahrt fröhlich und beschwingt die Songs der CD mit, die ich vorbereitet hatte. Jonny Cash begleitete mich von Baustelle zu Baustelle und durch die vielen Autobahnkreuze. Plötzlich sah ich das Richtungsschild „Wuppertal“. Aber an einer Baustelle konnte ich nicht rechtzeitig auf die richtige Fahrspur überwechseln. Kurzum: ich fuhr in die falsche Richtung. Die nächste Ausfahrt war Schwelm/Wuppertal. Kurz entschlossen nahm ich diese Ausfahrt und stand bereits vor dem nächsten Problem: Eingeklemmt in einer langen Fahrzeugschlange befand ich mich auf der falschen Abbiegespur! -- Ich will doch nach Wuppertal und nicht nach Schwelm! - Andererseits: ich wollte mich doch planlos treiben lassen, das konnte ich ja nun direkt üben. Da, - ein Schild „Zentrum“. Hier in der Nähe? Meine Neugierde war geweckt, warum nicht! Es war früher Nachmittag, die richtige Zeit in einer Fußgängerzone Leierkasten zu spielen. Schon vom Auto aus erblickte ich eine gut frequentierte Fußgängerzone und fand sogar einen Parkplatz in deren Nähe. - Schnell die Orgel ausgepackt und losgespielt. Bereits in kurzer Zeit begann sich meine Sammelschale zu füllen. In der Straße sind viele Cafes und ich verharrte mit meinem Leierkasten jeweils vor deren Besuchern. Nach einer Stunde hatte ich diese Straße durchfahren und wurde von einem der Eisläden unwiderstehlich angelockt. Doch ich plante kurzfristig um: ich kein Eis, sondern freute mich auf ein gut gekühltes Schwelmer Pils. So erfrischt spielte ich bis 18.30 weiter und bei meinem anschließenden Kassensturz konnte ich 18,91 € als Einnahme verbuchen. Weiter ging es auf der B7 Richtung Wuppertal. In Wuppertal führt die Straße entlang der Wupper und damit entlang der Schwebebahn, von der ich aber seltsamerweise keinen der legendären Waggons sehen konnte. Ich beschloss mir später eine Postkarte zu kaufen. Nahe Wuppertal - in Mettmann - wohnt eine Drehorgelspielerin, die ich bereits vor Jahren beim Berliner Drehorgelfest kennengelernt hatte. Diese wollte ich spontan besuchen.
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