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Drehorgelspielen in Büsum In diesem Jahr war geplant, gleich anschließend an unseren Urlaub in Schleswig Holstein zum Drehorgelfest nach Zons zu fahren. Deshalb gehörte dieses Jahr die Orgel mit zu unserem Urlaubsgepäck. Das Wetter reizte im Mai zwar noch nicht zum Baden, war aber doch schön sonnig, somit ein angenehmes Wetter zum Drehorgelspielen. Und wenn man dann noch die Orgel dabei hat, was würde diesem entgegenstehen? Als gewissenhafter Drehorgelspieler weiß man natürlich, daß man sich um eine entsprechende Genehmigung beim zuständigen Gemeindeamt zu bemühen, und dort dafür ein Fünfmarkstück zu entrichten hat. Also Anruf beim Gemeindeamt Büsum: „Gemeindeamt Büsum (Name).“ – „Hier Nakielski, ich möchte in der Fußgängerzone Drehorgel spielen, und rufe wegen einer entsprechenden Genehmigung dazu an.“ – „Moment, ich verbinde...“ (Musik....) Man, macht, das ist ein teures Handygespräch!!! „Gemeindeamt Büsum (Name)“ – „Hier Nakielski, ich möchte in der Fußgängerzone Drehorgel spielen, und rufe wegen einer entsprechenden Genehmigung dazu an.“ – „Moment, ich verbinde...“ (Musik....) Wenn die wüßten, was das Zuhören dieser Musik an Gebühren kostet!!! „Gemeindeamt Büsum (Name)“ – Noch einmal mein Sprüchlein: „.... ich möchte in der Fußgängerzone Drehorgel spielen, und rufe wegen einer entsprechenden Genehmigung dazu an.“ – „Oh, da haben Sie mich aber erwischt...! Damit wüßte ich nicht einmal was anzufangen. Aber wissen Sie, bei uns spielen so viele, und eigentlich hat noch niemand nach einer Genehmigung dafür gefragt. Aber da Sie doch gerade so nett anfragen, würde ich Sie auch nett bitten, wenn sie bei uns spielen, mit Rücksicht auf die Nerven der angrenzenden Geschäftsleute doch Ihren Standplatz alle halbe Stunde mal so zu wechseln, daß Sie am vorherigen nicht mehr gehört werden.“ – „Na klar doch,“ antwortete ich. „danke für Ihre Auskunft, und einen schönen Tag noch!“ (Und unter uns Berliner Drehorgelspieler: Das mit dem Standortwechsel kennen wir doch, steht ja auch in unserer Ausnahmegenehmigung drin.) Am nächsten Tag, am späten Vormittag war ich mit der Orgel im der dortigen Fußgängerzone. Trotz des verlockenden Sonnenscheines blies der Nordseewind zunächst doch recht vernehmlich durch das Drehorgelkostüm. Aber der ließ dann glücklicherweise bald etwas nach. Meine liebe Frau verab schie dete sich zunächst einmal von mir und machte sich auf, die Geschäfte der Hauptallee zu durchstreifen. Ich begann zunächst am Kurhaus und ging langsam, sehr langsam die zentrale Allee der Fußgängerzone in Richtung „Innenstadt“ hinauf. Da ich diesen Ort schon aus vergangenen Jahren kannte, rechnete ich damit, daß ich noch weitere Straßenmusikanten antreffen würde. Doch ich war erstaunt: Ich hatte die proppenvolle Fußgängerzone für mich allein. Nachdem ich eine halbe Stunde gespielt hatte, war der Blick in meine Sammelschale auf der Orgel noch recht enttäuschend. Überschlägig betrachtet sah es so aus, daß wohl nicht einmal der Betrag zur Rentenkasse, den der Finanzminister mit der Kraftstoffsteuer auf das zur Anfahrt hierher verbrauchte Benzin erhebt, hereinkommen würde. Aber egal, mir macht das Drehorgelspielen Spaß! Ich spiele ja gern und auch zu meiner eigenen Freude; schließlich ist das ja nicht mein Haupterwerb. Um mich herum bummelten wahre Menschenmassen vorüber. Ich stellte belustigt fest, daß sie im Takt meiner Musik liefen: wenn ich schneller drehte, liefen sie auch schneller vorüber. Aber trotz allem war ich nicht etwa unbeachtet. Ab und zu stellte ich fest, daß ich in einigen Urlaubsvideos eine kleine Nebenrolle spielen würde. Und während ich so meine Umgebung beobachtete, füllte sich („Danke, die Dame!“ „Vielen Dank!“ Danke, einen schönen Tag“ „Danke“ .....) meine Schale auf der Orgel. Irgend jemand pfiff den Sportpalastwalzer mit, und mit zunehmendem Sonnenschein und steigenden Temperaturen stieg auch die „Geberlaune“ unter den Passanten. Als ich die Elisabeth- Serenade beendet hatte, pfiff gegenüber an einem Schaufenster jemand eine weitere Strophe weiter. Und natürlich gab es wie überall, auch hier jemanden, der irgendwann schon einmal von einer Drehorgel oder einem Orchestrion irgendwo in einem Museum beeindruckt war. Und schon war ein kleines „Fachgespräch“ entstanden.
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